Tierherberge Kamp-Lintfort feiert zehnjähriges Bestehen
„Darauf sind wir stolz: Unsere erste Tierherberge in Kamp-Lintfort konnte am feierlich eröffnet werden“ – so begann der Bericht im BDT-Mitgliedermagazin im Jahre 2004 über die Inbetriebnahme des Tierheims. Damals in den Kinderschuhen hoffte der Bund Deutscher Tierfreunde e.V. auf eine Erfolgsgeschichte – und die ist es geworden. Schon am Eröffnungstag drängten sich mehrere Hundert Tierfreundinnen und Tierfreunde auf dem Gelände. Inzwischen ist die Tierherberge ein fester Bestandteil der Tierschutzarbeit in der Region, noch ergänzt durch den inzwischen dazugekommenen BDT-Gnadenhof in Weeze, auf dem viele Großtiere wie etwa Pferde untergebracht sind.
Gegenwärtig toben mehr als 60 Hunde ausgelassen auf ihrem neuen Spielplatz in Mitten des Geländes: Zum zehnjährigen Bestehen wurde den Hunden in der wieder ein neuer Spielplatz mit viel Sand spendiert. Und sie genießen das Hundeleben in dem alternativen Tierheim, das in den vergangenen zehn Jahren Dank der Unterstützung unserer Mitglieder kontinuierlich ausgebaut werden konnte. Mehr als 2.500 Hunde wurden seither aufgenommen, teilweise gesund gepflegt und wenn immer möglich in gute Hände vermittelt. Denn das Tierheim soll nur Zwischenstation für die oft gequälten oder traumatisierten Tiere sein. Ziel ist es immer, ein neues Zuhause für die Tiere zu finden.
Schon 2004 war klar, dass in Kamp-Lintfort kein herkömmliches Tierheim mit Zwingern und Käfigen entstehen sollte, sondern eine Tierherberge mit Gruppenhaltung, damit die Hunde ihr Sozialverhalten entwickeln können. Tierheimleiterin Beate Mühlenberg ist eine engagierte Verfechterin des soweit wie möglich freien Hundelebens im Tierheim: „Im Käfig fühlen die Hunde sich nicht wohl. Auch können sie ihr Sozialverhalten hinter Gittern nicht richtig entwickeln. Sind einsam. Hier in der Gruppe leben sie auf und lernen, sich auch an Menschen besser anzupassen.“
Dies erhöht auch ihre Vermittlungschancen. Besucher und Interessierte können sich direkt unter die Gruppen mischen und so gleich einen persönlichen Kontakt zu den Tieren aufbauen. So finden sich oft schnell die passenden Partner, denn sowohl der Hund als auch der Mensch können sich ein besseres Bild machen und ungezwungen zu einander finden.
Die Hunde in der Tierherberge Kamp-Lintfort können sich auf einer Fläche von rund 6.000 Quadratmetern bewegen. In den Sommermonaten können die Hunde so bis etwa 21 Uhr draußen Spielen oder Dösen. Über Nacht stehen ihnen große Räume mit Körbchen und für den Winter auch Fußbodenheizung zur Verfügung, denn gerade ältere Hunde sind oft sehr Kälteempfindlich. Während des Hochsommers ziehen sich die Hunde auch gerne mal zu einem Mittagsschläfchen oder zu einer Siesta in eines der Zimmer zurück. Für Beate Mühlenberg und ihr Team stehen dabei die Zufriedenheit und das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle.
Die neun Mitarbeiter des Tierheims in Kamp-Lintfort und des angeschlossenen Gnadenhofes in Weeze kümmern sich um jedes einzelne Tier und seine Bedürfnisse. Und die Mitarbeiter sind ein echtes Kompetenzteam – arbeiten Hand in Hand. Viele von ihnen wurden auch in Kamp-Lintfort ausgebildet, denn die Tierherberge ist ein anerkannter Ausbildungsbetrieb für Tierpfleger. Dies bewundern auch die ehrenamtlichen Helfer und Gassigeher. „Es ist einfach toll, wie das Team zusammenarbeitet und dafür sorgt, dass jedes Tier seine notwendige Unterstützung bekommt. Und dazu gibt es noch Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit. Denn es wird dafür gesorgt, dass die Hunde auch beschäftigt werden – beispielsweise durch spezielles Hundetraining. Das macht die Tiere fit für den Alltag,“ berichten Besucher.
Und diesen Alltag sollten sie möglichst wieder in einem neuen liebevollen Zuhause verbringen. Deshalb legt die Tierheimleitung viel Wert auf die Vermittlung der Tiere Das klappt auch sehr gut, obwohl immer mehr Hunde abgegeben werden und leider auch viele kranke oder ältere Tiere darunter sind. Gerade um ihre Vermittlung kümmern sich die Mitarbeiter besonders intensiv. Leider funktioniert es nicht immer auf Anhieb, so ist etwa Brutus so ein Sorgenkind. Der flinke Tausendsassa ist mittlerweile neun Jahre alt und hätte so gerne ein neues Heim. Wegen seines Alters schrecken jedoch viele Interessenten zurück, dabei wäre er ein idealer tierischer Begleiter für eine Familie, denn Kinder liebt er. Oder auch der sechsjährige Champ, der fast sein ganzes Hundeleben in Tierheimen verbracht hat. Und dies eigentlich nur, weil er mit Artgenossen ein paar Probleme hat, Menschen dagegen liebt. Tierschicksale, die ans Herz gehen.
Und einige der Insassen haben einfach nur mit Vorurteilen zu kämpfen. Sie sind Listenhunde, also angeblich gefährliche Tiere. So auch Peter und Silie, die auf einem Schrottplatz beschlagnahmt wurden und dann in der Tierherberge landeten. Die amerikanischen Bulldoggen sind jedoch ganz im Gegenteil Tiere mit einem großen Herzen. Sogar die Schüler, die mit ihrer Arbeitsgemeinschaft einmal in der Woche im Tierheim vorbeikommen, können sie streicheln und mit ihnen gemeinsam mit einem Mitarbeiterin des Tierheims an der Leine problemlos Spazierengehen. Beate Mühlenberg berichtet sogar von einem Besuch im Altersheim St. Hedwig mit Silie: „Sie fand es ganz toll, im Altenheim von allen Seiten gestreichelt zu werden. Die beiden sind alles andere nur keine Problemhunde“. Und auch Tyson, ein Staffordshire Terrier, zeigte seine Schmusequalitäten bei einem Besuch der Hauptschule Rheinsberg im Rahmen des Schulprogramms des Bundes Deutscher Tierfreunde e.V.
Ganz wichtig ist den Tierheim-Mitarbeitern auch der Kontakt zu den neuen Tierhaltern nach einer gelungenen Vermittlung. Viele der neuen Frauchen und Herrchen schicken rührende Briefe über das Leben mit ihren neuen Hausgenossen. Geschmückt mit Fotos und Anekdoten. Für die engagierten Mitarbeiter jedes Mal ein beglückender Moment, denn die Resonanz zeigt, wie wichtig und richtig ihre Arbeit ist.
Natürlich kümmert sich die Tierherberge, die auch Sitz der BDT-Verwaltung ist, nicht nur um ihre Hunde. Es gibt auch Informationen rund um die Tierhaltung und seit zehn Jahren läuft das kontinuierlich ausgebaute Kastrationsprogramm für streunende Katzen im Raum Kamp-Lintfort. Und im Schwester-Tierheim, dem Gnadenhof in Weeze, werden zudem Pferde, Ponys und allerlei Kleintiere betreut. Tierschutz mit Herz und Verstand.
Natürlich wird auch an die Zukunft gedacht. Die Freude ist immer groß, wenn neue ehrenamtliche Helfer vorbei schauen oder sich Interessierte melden, die ein Tier aufnehmen wollen. Die Arbeit endet nie. Und jetzt stehen weitere Renovierungen in der Tierherberge Kamp-Lintfort an. Leider haben Wasserschäden die Bausubstanz stark angegriffen. Da von Seiten der Eigentümerin keine Hilfe zu erwarten ist, müssen es die Tierschützer selber stemmen. Fliesen und Baumaterial werden gebraucht. Wer helfen will, kann dies gerne mit einer Spende tun: Commerzbank, 41747 Viersen, IBAN: DE04 3108 0015 0885 0835 01, BIC: DRESDEFF 310.